Rund 175 Tage vor dem ersten Halbfinale des 70. Eurovision Song Contest hat der ORF neue Details zu den Shows in Wien veröffentlicht. Ein zentrales Element sind die sogenannten Postkarten, die traditionell zwischen den Auftritten gezeigt werden. Für 2026 setzt der ORF auf ein Konzept, das analoge Ästhetik und digitale Effekte verbindet.
Jede Postkarte beginnt damit, dass die Künstler in ihrem Heimatland eine österreichische Ansichtskarte betrachten. Die Kamera „taucht“ anschließend in das Motiv ein – die Künstler stehen plötzlich mitten in österreichischer Landschaft. Am Ende posieren sie für ein Selfie vor der Kulisse, das einfriert und als Postkarte aufgehängt wird.
Produziert werden die Sequenzen von Gebhardt Productions. Die Motive erscheinen zudem als echte, physische Postkarten, die Fans sammeln und weltweit verschicken können. Gedreht wird seit Oktober, um unterschiedliche Jahreszeiten einzufangen. Das Konzept verweist auch auf ein historisches Detail: Die erste „Correspondenzkarte“ wurde 1869 in Österreich-Ungarn verschickt.
Ticketverkauf startet mit Registrierungsphase
Die Nachfrage dürfte hoch ausfallen: 2015 waren in Wien alle neun Shows mit rund 100.000 Besuchern ausverkauft. Um sichere und faire Abläufe zu ermöglichen, setzt der ORF erneut auf ein mehrstufiges Ticketing-System.
Bevor Tickets erworben werden können, müssen Fans sich registrieren. Ziel ist es, Bots und kommerziellen Weiterverkauf zu verhindern. Offizielle Informationen zum Verfahren veröffentlicht der ORF am 24. November.
800 Volunteers gesucht
Für die Durchführung des Großereignisses sucht der ORF bis zu 800 Volunteers. Bewerben können sich volljährige Interessierte mit guten Deutsch- und Englischkenntnissen. Einsatzzeitraum ist der 1. bis 17. Mai 2026 – unter anderem in der Wiener Stadthalle, im Medienzentrum, an Informationspunkten oder im Eurovision Village am Rathausplatz. Die Registrierung startet am 1. Dezember über songcontest.ORF.at, eine unverbindliche Voranmeldung ist bereits möglich.
Nachhaltigkeit als Kern des Veranstaltungskonzepts
Der ESC 2026 soll laut ORF nach strengen ökologischen Kriterien organisiert werden. Angestrebt wird eine doppelte Zertifizierung durch die österreichischen Umweltzeichen „Green Event“ und „Green Producing in Film und Fernsehen“. Schon 2015 hatte Wien als erste ESC-Austragung diese Auszeichnung erhalten.
Der Fokus liegt auf Energie, Mobilität, Abfall und nachhaltiger Beschaffung:
- Beleuchtung nach Vorgaben des „Green Producing“-Standards
- Strom der Stadthalle überwiegend aus eigener Photovoltaikanlage
- keine dauerhaft laufenden Notstromgeneratoren
- effiziente Logistikplanung
- Catering ausschließlich durch zertifizierte Anbieter mit regionalen und saisonalen Produkten
- klar gekennzeichnete und barrierearme Mülltrennungssysteme
Unabhängige Umweltgutachter überprüfen die Einhaltung aller Vorgaben. Die Dokumentation soll später dem nächsten Gastgeberland als Leitfaden dienen.
Inklusion und Barrierefreiheit
Auch 2026 soll der ESC möglichst vielen Menschen zugänglich sein. ORF setzt erneut auf umfassende barrierefreie Angebote: Live-Shows werden mit Untertiteln, audiovisueller Beschreibung und Übersetzung in Österreichische Gebärdensprache übertragen. Alle Beiträge werden zudem in International Sign Language produziert – eine Praxis, die 2015 in Wien erstmals eingeführt wurde und mittlerweile Standard ist.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann betont die Bedeutung der Jubiläumsausgabe: „Der 70. Eurovision Song Contest ist etwas Besonderes. Wir arbeiten daran, Europa zu begeistern, außergewöhnliche Shows zu bieten und ein Festival für alle zu schaffen.“

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