
Tradition wird beim Bayerischen Rundfunk großgeschrieben – und offenbar auch das Fremdschämen. Beim Erntedankfestzug der Fürther Michaeliskirchweih ließ der Kommentar schnell vermuten, dass hier weniger journalistische Routine als spontane Verzweiflung am Werk war.
Da rollten prachtvoll geschmückte Wagen, Musikgruppen spielten auf, Kinder winkten – und mitten hinein plapperte ein Kommentar, der irgendwo zwischen peinlich und planlos changierte. Der Reporter am Streckenrand schien sich spontan vorgenommen zu haben, die hohe Kunst der sinnfreien Frage zu perfektionieren – eine Interviewtechnik, die vermutlich selbst einem Kürbis die Sprache verschlagen hätte.
Zwischen den Versuchen, die eigene Ahnungslosigkeit mit launiger Moderation zu kaschieren, blitzte dann auch immer wieder der Stolz über den „übertragenden Sender BR“ auf. Mehrfach, penetrant, bedeutungslos – als müsse man das Publikum daran erinnern, dass hier kein YouTube-Stream aus dem Gemeindezentrum läuft, sondern das bayerische staatsfinanzierte Fernsehen persönlich. Schade nur, dass die Qualität eher nach Selbstversuch eines Praktikanten klang.
Für viele Teilnehmer des Zuges dürfte das Ganze weniger ein mediales Highlight als ein akustisches Ärgernis gewesen sein. Laut, unbeholfen und irgendwie fehl am Platz.
Kurzum: Der Fürther Erntedankzug war schön wie eh und je. Nur leider hat der BR daraus eine Dankesrede an die eigene Inkompetenz gemacht. Vielleicht wäre es beim nächsten Mal klüger, einfach das Mikro stummzuschalten – und das Publikum selbst genießen zu lassen.

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