TÜV: Jede fünfte Tankstelle mit erheblichen Mängeln – Sicherheit bleibt dennoch hoch

Tankstelle (über rottoro)
Tankstelle (über rottoro)

Die Explosion einer Gastankstelle in Rom Anfang Juli, bei der 45 Menschen verletzt wurden, hat auch in Deutschland Fragen zur Sicherheit von Tank- und Gasfüllanlagen aufgeworfen. Der aktuelle „Anlagensicherheitsreport 2025“ des TÜV-Verbands gibt nun Einblick: Zwar sind derartige Unfälle hierzulande extrem selten, doch rund jede fünfte Tankstelle (21 Prozent) wies im Jahr 2024 erhebliche Mängel auf. Das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr – der niedrigste Anteil mängelfreier Anlagen seit Jahren.

5.325 Tankstellen überprüft – Defekte, Risse, Verschleiß

Insgesamt wurden 5.325 Tankstellen geprüft. Die häufigsten Beanstandungen: defekte Zapfsäulen, beschädigte Bodenflächen oder verschlissene Elektroleitungen. Diese Mängel müssen Betreiber binnen eines Jahres beheben. Bei weiteren 36,2 Prozent wurden „geringfügige Mängel“ festgestellt – meist fehlende Kennzeichnungen oder Dokumentationslücken. Nur 42,8 Prozent aller überprüften Anlagen waren vollkommen mängelfrei.

Trotzdem warnt der TÜV nicht vor genereller Unsicherheit: „Unfälle an Tankstellen oder Lageranlagen sind in Deutschland äußerst selten“, sagt Dr. Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband. „Die Technik ist seit Jahrzehnten bewährt und wird regelmäßig unabhängig überprüft.“

Besondere Risiken bei Gastankstellen

Während Benzin- und Dieseltanks fast immer unterirdisch verbaut sind, stehen Gastanks meist oberirdisch – wie im Fall der Anlage in Rom. Dadurch entsteht ein anderes Risikoprofil: Kommt austretendes Gas mit einem Zündfunken in Kontakt, kann es zur Explosion kommen. Entscheidend ist daher der sogenannte Anfahrschutz, der verhindern soll, dass Fahrzeuge in die Tanks prallen.

Der TÜV empfiehlt hier massive Stahlriegel oder Betonpoller, angepasst an Fahrzeuggewicht und mögliche Aufprallgeschwindigkeit. 2024 zeigte sich: 18,5 Prozent der 3.215 geprüften Gasfüllanlagen hatten erhebliche Mängel – allerdings leicht rückläufig gegenüber dem Vorjahr.

Strenge Vorschriften sorgen für Sicherheit

Dass die Sicherheit in Deutschland hoch bleibt, liegt an klaren gesetzlichen Vorgaben: Die Betriebssicherheitsverordnung, das Wasserhaushaltsgesetz und das Bundesimmissionsschutzgesetz schreiben umfangreiche Sicherheitsstandards vor – von automatischen Abschalteinrichtungen an Zapfpistolen bis hin zu Gasrückführungssystemen, die gefährliche Dämpfe absaugen.

Vor der Inbetriebnahme muss jede der rund 14.000 Tankstellen in Deutschland eine umfangreiche TÜV-Prüfung bestehen. Danach erfolgt alle sechs Jahre eine Gesamtprüfung, Zapfsäulen werden alle drei Jahre inspiziert.

Fazit: Trotz vereinzelter Mängel bleibt das Sicherheitsniveau an deutschen Tankstellen hoch. Die regelmäßigen Kontrollen und gesetzlichen Auflagen zeigen Wirkung – und schützen täglich Millionen von Autofahrern.

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