Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat umfassende Änderungen am Abstimmungssystem des Eurovision Song Contest angekündigt. Ziel ist es, Vertrauen, Transparenz und Integrität des Wettbewerbs weiter zu stärken. Die Maßnahmen basieren auf einer ausführlichen Analyse nach dem ESC 2025, an der unabhängige Berater sowie Vertreter zahlreicher Rundfunkanstalten beteiligt waren.
ESC-Direktor Martin Green betonte, der Wettbewerb dürfe „nicht instrumentalisiert“ werden und müsse ein neutraler Raum bleiben. „Wir haben zugehört und gehandelt“, sagte er. Die EBU wolle sicherstellen, dass der ESC ein Musikereignis bleibt, „das auf Fairness und Einheit basiert“.
Strengere Regeln für Promotion
Die aktualisierten „Voting Instructions“ und der überarbeitete „Code of Conduct“ definieren klarer, was im Vorfeld erlaubt ist. Grundsätzlich bleibt angemessene Promoarbeit für Künstler und Songs zulässig. Verhindert werden sollen jedoch überdimensionierte Kampagnen – insbesondere, wenn sie von Regierungen oder offiziellen Stellen unterstützt werden.
Rundfunkanstalten und Künstler dürfen sich nicht an Werbeaktionen beteiligen, die das Abstimmungsverhalten gezielt beeinflussen könnten. Verstöße können sanktioniert werden.
Maximal zehn Stimmen pro Abstimmkanal
Um die Beteiligung breiter zu verteilen, wird die Obergrenze pro Voting-Methode (Online, SMS und Telefon) von 20 auf 10 Stimmen reduziert. Fans sollen ermutigt werden, ihre Stimmen auf mehrere Beiträge aufzuteilen.
Jury kehrt ins Halbfinale zurück
Erstmals seit 2022 wird die Jurywertung in den Halbfinals wieder eingeführt – mit einem nahezu ausgeglichenen Verhältnis von Jury- und Publikumsstimmen. Die Zahl der Juroren steigt von fünf auf sieben. Zudem wird das Spektrum an Berufen erweitert: Musikjournalisten, Kritiker, Musiklehrer, Choreografen, kreative Fachleute und erfahrene Branchenvertreter können künftig Teil der Jury sein.
Mindestens zwei Juroren pro Land müssen zwischen 18 und 25 Jahre alt sein. Alle Juroren müssen schriftlich bestätigen, unabhängig abzustimmen und sich nicht vorab mit anderen abzusprechen. Auch Social-Media-Aktivitäten vor dem Contest werden strenger reguliert.
Technische Sicherheitsmaßnahmen werden ausgeweitet
Gemeinsam mit Voting-Partner „Once“ wird die EBU weiter in Sicherheitstechnologien investieren. Verdächtige Muster oder koordinierte Voting-Manipulationen sollen noch früher erkannt werden. Ziel sei es, das Vertrauen in die Publikumsabstimmung zu sichern, so Green.
Monitoring nach 2026
Die Änderungen wurden bereits von der Reference Group des Eurovision Song Contest genehmigt. Nach dem ESC 2026 soll geprüft werden, wie wirksam die Maßnahmen waren. Beim EBU-Haupttreffen Anfang Dezember stimmen die Mitglieder darüber ab, ob die Maßnahmen als ausreichend betrachtet werden.
Die endgültige Teilnehmerliste für den ESC 2026 soll vor Weihnachten veröffentlicht werden. Der Wettbewerb findet am 12., 14. und 16. Mai 2026 in der Wiener Stadthalle statt.

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